Alles auf Zukunft: Interview mit dem Vorstand der Greiner AG
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Im Interview blicken der Vorstandsvorsitzende Axel Kühner (CEO Greiner AG) und der Finanzvorstand Hannes Moser (CFO Greiner AG) zurück auf ein in vielerlei Hinsicht besonderes Jahr 2021. Gleichzeitig geben sie einen Ausblick auf das, was kommt.
Erstmals mehr als 2 Milliarden Euro Umsatz in einem Geschäftsjahr. Unterm Strich steht ein sehr erfolgreiches Jahr 2021. Was waren die Gründe?
Axel Kühner: Das vergangene Jahr war herausfordernd, aber höchst erfolgreich. Wir haben einen Umsatz von knapp 2,3 Milliarden Euro erwirtschaftet, und das in einem wirklich turbulenten globalen Umfeld, in dem Wachstum alles andere als selbstverständlich war. Eine zunehmende Inflation, Probleme in den Lieferketten, Rohstoffknappheit, gestiegene Energie- und Lieferkosten – all das hat uns 2021, gelinde gesagt, ziemlich auf Trab gehalten. Unter diesen Rahmenbedingungen haben all unsere Sparten Großartiges geleistet und sind durch die Bank gewachsen. Dabei konnten wir abermals unsere entscheidende Stärke nutzen, und das ist unsere Diversifikation. Sie versetzte uns in die Lage, dass wir die coronabedingten Verluste in den einen Bereichen durch starke Zugewinne in den anderen mehr als wettmachen konnten
Die Lieferketten stocken, die Materialkosten steigen. Inwiefern hat dies das Geschäft der Gruppe beeinträchtigt?
Hannes Moser: Das Jahr 2021 war wie bereits das Jahr 2020 massiv von den Auswirkungen der Corona-Pandemie gekennzeichnet. Das hat uns alle, die gesamte Wirtschaft, vor große Herausforderungen gestellt, vor neue Hürden, die zuvor latent waren und durch die Pandemie virulent wurden. Die Krise hat gezeigt, wie anfällig, wie verwundbar das wirtschaftliche Gesamtgefüge ist. Die stockenden Lieferketten sind ein prominentes Beispiel für die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Aber, und hier kann man der Krise durchaus auch Positives abgewinnen, es hat sich gezeigt, wie flexibel und schnell wir auf die veränderten Bedingungen reagieren konnten. Wir haben tradierte Muster überdacht, Strukturen neu ausgerichtet und neue Wege beschritten. So gelang es uns, und das ist die große Leistung all unserer mehr als 11.000 Mitarbeiter:innen weltweit, unsere Geschäftsfelder allesamt zu stärken und dieses großartige Ergebnis zu erzielen.
“Wir haben zu keinem Zeitpunkt der Pandemie an unserem Weg der Neugestaltung gezweifelt.”
Während die Welt noch mit Corona kämpft, bauen Sie Greiner um. Warum?
Axel Kühner: Uns ist klar, dass wir uns als global operierendes Unternehmen auf den bisherigen Erfolgen nicht ausruhen dürfen. Die umfassende Transformation, in der sich Greiner befindet, haben wir bereits vor der Pandemie eingeleitet. Wir haben zu keinem Zeitpunkt der Pandemie an diesem Weg der Neugestaltung gezweifelt. Ganz im Gegenteil: COVID-19 hat uns nur noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig und richtig der Weg ist, auf dem wir uns befinden. Die strategische Neuausrichtung mit der Konzentration auf nunmehr drei Sparten, die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft und einer nachhaltigen Wertschöpfung, aber auch unser gesellschaftliches Engagement für soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Diversität sind essenzielle Anforderungen der Zukunft, für die es jetzt die richtigen Weichen zu stellen gilt. Nur so schaffen wir es weiterhin, kompetitiv zu bleiben und den aktuellen Erfolgskurs beizubehalten.
Als Kunststoffunternehmen schreiben Sie das Thema Nachhaltigkeit groß. Wie geht das zusammen?
Axel Kühner: Das geht nur zusammen! Gerade wir als Kunst- und Schaumstoff produzierendes Unternehmen sind uns unserer Verantwortung im Hinblick auf Nachhaltigkeit vollauf bewusst. Wir sind mit unseren Produkten natürlich angreifbar. Plastikmüll in sensiblen und hoch verletzlichen ökologischen Bereichen – wenn Bilder wie diese um die Welt gehen, wirft das kein gutes Licht auf unsere Branche. Deshalb haben wir einen transparenten und wahrhaftigen Ökologisierungsprozess in das Zentrum unseres Tuns gestellt. Die Motivation für unser Nachhaltigkeitsengagement ist nicht, uns aus dem Schussfeld der Kritiker zu begeben. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass es eine ökologische Modernisierung unserer Wirtschaft und Gesellschaft braucht und zwar jetzt auf der Stelle. Nur so können wir diesen Planeten für die kommenden Generationen erhalten und ihn lebenswert machen. Aber es ist auch eine Verantwortung, die wir als Unternehmer uns selbst gegenüber haben: Unser Geschäft kann nur in einem intakten ökologischen Umfeld funktionieren. Und der Weg dorthin führt ausschließlich über eine drastische Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks und die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft.
Für das Erreichen einer Kreislaufwirtschaft braucht Greiner Kreativität und innovative Lösungen. Wo setzen Sie in den kommenden Jahren an?
Hannes Moser: Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu etablieren, ist die große Herausforderung der kommenden Jahre. Es geht darum, die Wiederverwertbarkeit unserer Produkte massiv zu erhöhen und den Anteil an Primärrohstoffen durch die Substitution mit Sekundärmaterialien zu reduzieren. Das ist nicht nur unser erklärtes Ziel, sondern auch das Bestreben all unserer mehr als 11.000 Mitarbeiter:innen. Aus diesem akkordierten Schulterschluss, dieser gemeinsamen Überzeugung entstehen grandiose Ideen, die es uns ermöglichen, dass bis 2025 100 Prozent unserer Kunststoffverpackungen recycelbar sein werden. Kreislaufwirtschaft ist der Maßstab in allen unseren Sparten. Bei der Greiner Bio-One, wo neue Initiativen helfen, massiv Verpackungsmaterial einzusparen. Bei der NEVEON, wo gerade eben ein wegweisendes Foam-Return-Programm gestartet wurde. Oder auch bei der Greiner Packaging, wo Entwicklungen wie das digitale Wasserzeichen den Recyclingprozess auf einen neuen Level heben.
Lesen Sie das vollständige Interview im Jahresbericht der Greiner AG.