Leadership Interview - A.C. Marchionne
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A.C. Marchionne ist President of Sales and Marketing für Nordamerika. In dieser Funktion fungiert er auch als Vorstandsvorsitzender. A.C. erläutert in diesem Interview, insbesondere aus Vertriebssicht, wie sich die Pandemie auf das Geschäft von Greiner Bio-One ausgewirkt hat. Er erklärt, welche Risiken Greiner Bio-One abfedern und welche Chancen das Unternehmen nutzen konnte und wie die unmittelbare Zukunft von Greiner Bio-One aus seiner Sicht aussieht.
Wir leben seit über einem Jahr mit COVID-19. Welche ersten Schritte haben Sie unternommen, um Greiner Bio-One auf das mögliche Geschehen vorzubereiten und herauszufinden, wie Greiner Bio-One unterstützen kann, als sich COVID im Land ausgebreitet hat?
Da wir ein Unternehmen sind, das eng mit biowissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeitet, verfügen wir über ein gewisses internes Fachwissen in diesem Bereich. Unsere ersten Schritte bestanden also darin, das Virus zu verstehen und sicherzustellen, dass unsere Mitarbeiter sicher sind. Sicherheit war unsere oberste Priorität. Wir mussten jedoch auch bedenken, dass wir lebensrettende und lebenswichtige Produkte herstellen und diese auch liefern müssen. Das war eine enorme Herausforderung. Denn einerseits will man natürlich dafür sorgen, dass das Team nicht gefährdet wird, hohe Hygienestandards aufrechterhalten werden und das Virus eingedämmt wird. Auf der anderen Seite mussten wir aber auch noch einen Schritt weiter gehen und sicherstellen, dass unsere Produkte zu unseren Kunden gelangen. Schließlich dienen sie der Diagnose des Virus und stellen die Gesundheit anderer sicher. Das waren unsere ersten Schritte und das Team hat sich sehr gut in diese Rolle eingefunden. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen in unserer Gegend konnten wir einen Ausbruch des Virus verhindern.
Was waren die Herausforderungen, als COVID zum ersten Mal auftrat, und wie haben wir sie als Unternehmen gemeistert?
Wie bereits gesagt, mussten wir die Sicherheit unserer Teammitglieder gewährleisten. Daher haben wir eine Reihe konkreter Maßnahmen festgelegt, darunter die Messung der Körpertemperatur bei Betreten des Standorts, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Richtlinien zum Händewaschen und Desinfizieren usw. Wir hatten bereits die Technologie, die es unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichte, von zu Hause aus zu arbeiten. Also haben wir die Menschen ermutigt, daheim zu bleiben und von dort aus ihrer Arbeit nachzugehen. Anfangs nur für jeweils zwei Wochen, weil das Virus eine Inkubationszeit von zwei Wochen hat. Als sich das Virus dann aber schneller und auch auf nationaler Ebene verbreitete, haben wir unsere Leute für einen unbegrenzten Zeitraum ins Homeoffice geschickt. Für alle, die vor Ort sein mussten, haben wir Abstandsregeln und strenge Hygienemaßnahmen etabliert.
Wir haben nun über Maßnahmen vor Ort gesprochen. Sie sind jedoch nicht nur Präsident des Unternehmens, sondern insbesondere auch President of Sales. In dieser Funktion arbeiten viele Ihrer Teammitglieder ohnehin remote und besuchen täglich Kunden. Aus wirtschaftlicher Sicht: Was hat sich geändert? Was haben wir getan, um das Geschäft wieder aufzunehmen? Wie haben wir uns angepasst?
Wir haben virtuelle Technologien implementiert. Die waren dringend erforderlich, weil die Kunden Unterstützung benötigten, uns aber nicht an ihre Standorte ließen. Daher waren wir froh, dass wir Plattformen, wie etwa Teams, hatten um unsere Kunden virtuell zu unterstützen. Einer unserer größten Erfolge ist jedoch unsere G.O.L.D.-Schulung für Produktspezialistinnen und -spezialisten. G.O.L.D. steht für Greiner Bio-One On-Demand Learning for our Devices. Unsere technischen Teams konnten von zu Hause aus virtuelle Evaluierungen und Vorführungen unserer Produkte für unsere Kunden durchführen. Das umfasste mehrere Kameras, Greiner Bio-One-Aufsteller als Hintergrund und Online-Trainingsplattformen. Unsere Produktspezialistinnen und -spezialisten bereiteten dieses Programm vor und schufen so die Möglichkeit, die Kunden virtuell einzubinden, was außerordentlich gut ankam. So konnten wir die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährleisten und darüber hinaus auch unsere Reisekosten senken.
Unsere Vertriebsteams, die normalerweise unsere Bestandskunden und potenzielle Kunden besuchen, waren auch sehr kreativ. Sie begannen die Online-Umgebung und Plattformen wie LinkedIn zu nutzen, um potenzielle Kunden zu erreichen, und setzten auf bestehende Kundenbeziehungen, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die zu diesem Zeitpunkt Bedarf an unseren Produkten hatten. Zudem erfreute sich unser Onlineshop immer größerer Beliebtheit. Wir konnten Kunden erreichen, die bereits ein oder zwei Greiner Bio-One-Produkte gekauft hatten und unsere Beziehung zu diesen stärken. Natürlich ist der große Erfolg mit unserem Onlineshop eine Folge unserer verstärkten Onlineaktivitäten und unserer Bemühungen in den sozialen Medien. So haben wir nicht nur bei der Suche nach unseren Kunden hervorragende Arbeit geleistet, sondern auch bei der Suche nach uns selbst.
Welche Chancen und Gelegenheiten haben wir als Unternehmen in der COVID-19-Zeit ergriffen?
Auf dem Markt bestand die Nachfrage nach Virus-Stabilisierungsröhrchen für die Durchführung großvolumiger Tests. Genau solche Röhrchen haben wir entwickelt – das war definitiv die größte Chance, die wir während der Pandemie ergriffen haben. Greiner Bio-One war eines der wenigen Unternehmen, das eine hochwertige Lösung anbieten konnte. Wir sind bei der Entwicklung ein Risiko eingegangen und konnten einen großen Erfolg erzielen. Es gab einen Zeitpunkt, da wurden 60 % der nasopharyngealen Abstrichtests in Verbindung mit unserem Virus-Stabilisierungsröhrchen durchgeführt. Aber es war für uns ein großes Projekt, weil erst einmal investiert werden musste. Wir hatten ein großes Projektteam und mussten schnell und zügig handeln.
COVID scheint in den USA bald ein Ende zu haben (während andere Teile der Welt noch immer mit massiven Problemen kämpfen). Wie sind Ihrer Ansicht nach die Aussichten für die kommenden Monate?
Das Geschäft von Greiner Bio-One sieht sehr stabil aus. Die Nachfrage nach unseren Produkten ist aufgrund der Forschung zu COVID-19 und auch aufgrund des Bedarfs an medizinischer Versorgung innerhalb unserer Preanalytics Sparte extrem hoch. Und ich denke, dass die Nachfrage nach unseren Produkten aus zahlreichen Gründen hoch bleiben wird. Wir werden weiterhin Varianten des Virus haben, die wir erforschen müssen. Außerdem erhalten wir Zuschüsse für unsere Forschung. Außerdem haben wir einen hohen Bedarf an Blutentnahmen aufgrund der alternden Bevölkerung mit einer konstanten Anzahl von Krankheiten. Darüber hinaus bringen wir laufend neue Produkte auf den Markt, die sehr erfolgreich sind und zu einer höheren Nachfrage nach unseren Produkten und unserem System führen werden. Eines dieser Produkte ist EVOPROTECT. Unser Ziel ist es, höchste Qualität und Sicherheit zu liefern, damit unsere Produkte das Leben anderer Menschen etwas besser machen.
Welche Erfahrungswerte und Erkenntnisse ziehen wir aus der COVID-19-Pandemie? Wie wird sich die Art und Weise verändern, wie Greiner Bio-One in Zukunft arbeitet (und welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen)?
Es gibt einige Aspekte, auf die sich die Pandemie ausgewirkt hat. Wenn es um die Aktivitäten in der Lieferkette geht, haben wir gelernt, wie leicht eine globale Lieferkette betroffen sein kann. Wir haben gelernt, dass es klug ist, mehrere Anbieter und Lieferanten validieren zu lassen, damit wir diese sofort einsetzen können. Auch ist es interessant zu sehen, wie wichtig die Digitalisierung dadurch geworden ist, dass viele Menschen das Haus nicht verlassen konnten und dennoch Bedarf an unseren Produkten hatten. Darüber hinaus waren die Flexibilität, die Anpassungsfähigkeit, die Loyalität, die Leidenschaft und das Engagement unserer Teams für das Unternehmen und die Herstellung von Produkten überwältigend.
Glauben Sie, dass wir weiterhin remote arbeiten werden?
Ich denke, dass die Pandemie die Bürolandschaft verändert hat. Ich glaube, dass wir letztendlich flexible Arbeitspläne haben werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbringen möglicherweise eine gewisse Zeit im Büro und arbeiten, wenn sie das möchten, teilweise von zu Hause.
Wie haben die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie den Führungsstil bei Greiner Bio-One positiv beeinflusst und wie wird sich das in einer besseren Betreuung unserer Kunden niederschlagen?
Diese Pandemie hat unseren Führungsstil zum Besseren verändert, weil wir gelernt haben, dass Veränderung unvermeidlich ist; dass es in Ordnung ist, neue Dinge auszuprobieren. Sie hat unser Verständnis dafür gestärkt, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend sind, wenn wir unser Geschäft weiter ausbauen möchten. Ohne unsere Teams können wir gar nichts tun. Ich denke, unser Management sieht, wie wichtig unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, und hat erkannt, dass Veränderung etwas Gutes ist. Es ist in Ordnung, von zu Hause aus zu arbeiten, es ist in Ordnung, Prozesse zu ändern, und es ist in Ordnung, auf den Markt zu reagieren. Ich denke, nach dieser Pandemie ist unser Unternehmen etwas weniger konservativ als früher. Ich denke, die Pandemie hat unsere Teams enger zusammengebracht, weil wir zwar aus der Ferne, aber dennoch enger zusammenarbeiten mussten.
Möchten Sie noch etwas ergänzen?
Es ist ein fantastisches Gefühl, für ein Unternehmen zu arbeiten, das im Zuge der Pandemie so Großes und Positives geleistet hat. Wir brennen für das, was wir tun, und das zeigt sich deutlich daran, was wir 2020 mit unseren Virus-Stabilisierungsröhrchen und all unseren anderen Produkten erreichen konnten. Darauf bin ich stolz. Und ich weiß, dass viele Teammitglieder ebenfalls stolz darauf sind.